Mut und Ermutigung

In unserem persönlichen Umfeld begegnen wir immer wieder Menschen, die mut-, antriebslos und entmutigt sind. Viele Menschen, z. B Schüler, ältere Menschen, etc. leiden unter einem zu geringen Selbstwertgefühl.  Unerklärliches störendes Verhalten Erwachsener oder Kinder entsteht aus deren Gefühl der Entmutigung.

Mit Mut sind wir immer kreativ genug, unsere Aufgaben zu lösen und konstruktive Kontakte zu unseren Mitmenschen zu pflegen.

Mut bezieht sich hier auf das Zusammenleben mit anderen. Mut ist die Bereitschaft, sich aktiv mit dem Leben und den Menschen auseinander zu setzen, Probleme anzugehen und dabei das Risiko, Fehler oder sich unbeliebt zu machen, in Kauf zu nehmen. Mutig ist auch derjenige, der Fehler eingestehen kann, ohne dabei seine Selbstachtung zu verlieren.[1]

Alfred Adler (1870 – 1937), der Begründer der Individualpsychologie beschreibt Mut folgendermassen: „Leben heisst, Anteil zu nehmen an den Mitmenschen. Teil des Ganzen zu sein, nach Kräften zum Wohl der Menschheit beizutragen.“ Schon eine teilweise erfolgreiche Erfüllung unserer Lebensaufgaben im Beruf, in  der Partnerschaft, Familie und Gemeinschaft, schenkt uns innere Befriedigung und ermutigt uns.

Mut ist der Ausdruck des Selbstvertrauens und erwächst aus dem Glauben an unsere Befähigung. Er ist eine natürliche Eigenschaft aller Lebewesen, wenn Angst sie nicht lähmt. Mut ist jedoch nicht mit Tollkühnheit zu verwechseln. Mut steht in Wechselbeziehung zum Verantwortungs- und Zugehörigkeitsgefühl, denn er bringt unser Vertrauen zum Ausdruck, uns allem stellen zu können, was uns im Leben entgegentritt.

Mut ermöglicht vernünftiges Urteil und damit erfolgreiches Handeln. Er befähigt uns zum vollen Einsatz unserer physischen Stärke, unseres Intellekts, unserer Empfindungskraft und schöpferischen Kraft. Er gibt uns die Fähigkeit, in Frieden mit uns und anderen zu leben, weil wir uns selbst und unsere Umwelt nicht mehr fürchten.[2]

Entmutigung und Angst sind die Faktoren, die jedes sozial störende Verhalten auslösen.

Wir sind jedoch nicht Opfer, sondern  Gestalter unserer verschiedenen Lebenssituationen. Mit Mut und Selbstvertrauen können wir Bedingungen ändern, Situationen schaffen und positiven Einfluss auf Menschen ausüben.

Ermutigung ist der Schlüssel dazu. Ermutigung ist eine Grundhaltung gegenüber anderen Menschen und sich selbst. Sie zielt darauf ab, sowohl andere als auch sich selbst dabei zu unterstützen, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln, sich Herausforderungen mit Zuversicht zu stellen und im Laufe der Zeit mehr unser Potenzial für eine zufriedenstellende Lebensgestaltung zu verwirklichen. Ermutigung schafft eine veränderte Wahrnehmung, Selbstvertrauen und den Mut zum Handeln.

Alfred Adler hat die Bedeutung der Ermutigung zur Entfaltung der Wachstumspotenziale eines Menschen schon in einer frühen Phase der Entstehungsgeschichte psychodynamischer Konzepte erkannt. Ermutigung meint dabei mehr als Lob, sondern bedeutet Wertschätzung und Zutrauen in das Gegenüber, die Anregung und Unterstützung, eine Aufgabe zu bewältigen oder einen nächsten Entwicklingsschritt zu gehen.

In modernen Konzeptionen von Psychotherapie und Pädagogik finden sich sehr verwandte Begrifflichkeiten und Konzeptionen: So kommt der Wirkfaktor der „Ressourcenaktivierung“ der Ermutigung im Sinne Adlers sehr nahe.

„Das einzige, was das natürliche Wachstumspotential im Menschen zur Entwicklung bringen kann, ist Ermutigung. Ermutigung macht den Schwachen stärker, den Kranken gesünder, den Zweifelnden sicherer, den Ängstlichen mutiger…“ (Theo Schoenaker)

Eine ermutigende Persönlichkeit hat die Fähigkeit zu ermutigen und stärkt damit das Selbstvertrauen eines andern. Die Fähigkeit zu ermutigen setzt eigenes Selbstvertrauen voraus. Vertrauen zu sich, zu anderen und zum Leben ermöglicht klares Denken und situationsgerechtes Handeln. Durch Ermutigung bauen wir uns selbst und andere auf und so ist Ermutigung die Grundlage für alle Erziehungs-, Wachstums- und Lernprozesse und für jede konstruktive Zusammenarbeit mit Erwachsenen und Kindern.

Ermutigung kann man lernen…


Mehr Information dazu: hier >


[1] Theo Schoenaker, Mut tut gut, RDI-Verlag, 2000

[2] Rudolf Dreikurs, Selbstbewusst, Horizonte Verlag, 1987