Was ist psychosoziale Kompetenz?

Bau und Funktion des menschlichen Gehirns sind für Aufgaben optimiert, die unter dem Begriff ‚psychosoziale Kompetenz‘ zusammengefasst werden kann.

Als Schlüsselqualifikation für morgen wird von den nächsten Generationen etwas verlangt, was „Arbeitgeber“ schon heute händeringend suchen, und was den Menschen in unserer technisierten, hektischen und leistungsorientierten Gesellschaft offenbar zunehmend abhanden zu kommen droht: psychosoziale Kompetenz, also die Fähigkeit, gemeinsam mit anderen Menschen nach tragfähigen Lösungen für die Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen zu suchen.

Gerald Hüther, Neurobiologe, Deutschland

 

Im Verlauf des Lebens entstehen immer wieder belastende Situationen, die das persönliche Leben und den Alltag erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören z.B. Trennung beruflicher und privater Natur, Trauer nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen, Verlust des Arbeitsplatzes, stark belastende Stimmungsschwankungen oder fortdauernde innere Unruhe

Über psychosoziale Kompetenzen verfügt, wer mit schwierigen menschlichen Situationen und Herausforderungen umzugehen weiß. Der Mensch muss mit sich selbst, mit seinem Charakter, seinen Bedürfnissen, seinen Strategien und Zielsetzungen zurechtkommen (Selbstkompetenz) und er muss sich auch auf andere, fremde, vielleicht schwierige Menschen einstellen können, die etwas anderes wollen als er selbst.

Diese Kompetenzen sind für den Menschen essenziell, um ein gesundes Leben führen und genießen zu können. Man spricht auch von „Lebenskompetenzen“ (life skills). Diese beinhalten Fertigkeiten, die es der Person gestatten, effektiv mit Herausforderungen und Belastungen aus dem alltäglichen Leben umzugehen.

Im Berufsleben sind psychosoziale Kompetenzen wichtig, um mit anderen Menschen produktiv zu kommunizieren und zu kooperieren. Hier nennt man sie meist nur „soziale Kompetenzen“.

In helfenden und heilenden, lehrenden und leitenden Berufen aber gehört ein gesteigertes Mass an psychologischem Einfühlungsvermögen und Verständnis zur beruflichen Qualifikation, z.B. bei Sozialpädagogen, Pflegekräften, Ärzten, Lehrern, Trainern, Beratern, Supervisoren und Führungskräften. Um das zum Ausdruck zu bringen, spricht man von „psychosozialer Kompetenz“.

So erstreckt sich der Begriff „psychosoziale Kompetenz“ in zwei Richtungen:

  • Lebenskompetenzen, Selbstkompetenz (Es geht um das eigene Leben und die eigene Zufriedenheit)
  • Soziale Kompetenzen mit psychologischer Dimension (Es geht um das Leben der anderen, um deren Leistung, Entwicklung oder Heilung)

Auf der theoretischen Grundlage wissenschaftlich fundierter psychologischer Erkenntnisse, insbesondere der Individualpsychologie Alfred Adlers, bietet das Seminar Schwierigkeiten im Alltag überwinden den Teilnehmern die Möglichkeit die wichtigsten psychosozialen Kompetenzen kennen zu lernen und sie zu entwickeln.

Mehr Informationen zur Individualpsychologie: Podcast SWR2 Wissen